Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für ein Studium – Warum eine Ausbildung viele Vorteile bringt
Seit 2006 ist die Popularität vom Studieren stetig gewachsen und es ist inzwischen gang und gäbe für Schulabgänger ein Studium anzustreben. Mehr als die Hälfte aller Abiturienten nahmen letztes Jahr ein Studium auf – und das nicht ganz grundlos. Gute Verdienstmöglichkeiten und verbesserte Karrierechancen machen das Studium attraktiv. Wer in der Schule aufging, wird wahrscheinlich wenige Probleme damit haben, sich direkt im Anschluss in Vorlesungen zu setzen und weiterzulernen.
Auch das duale Studium, welches Studium und Arbeit vereint, verfügt über eine gewisse Popularität. Diese kommt aus dessen abwechslungsreicher Art und der Aussicht auf einen Bachelorabschluss mit Theorie- und Praxiserfahrung. Duale Ausbildungen hingegen werden von Schulabgängern immer mehr außen vor gelassen. Obwohl Ausbildungen einen direkten Einblick in den Beruf, häufig hohe Übernahmechancen und sogar Gehalt bieten, bevorzugen inzwischen viele junge Menschen ein Studium.
Fachkräftemangel durch zu viele Studierende?
Wieso sollten angehende Schulabsolventen also eine Ausbildung in Betracht ziehen, wenn so viele andere junge Menschen ein Studium bereits als die einzig richtige Wahl anzusehen scheinen? Rein wirtschaftlich gesehen entsteht dadurch, dass Studieren inzwischen fast die Norm ist, langsam aber sicher ein wachsender Mangel an Fachkräften. Besonders im handwerklichen Bereich besteht inzwischen eine so hohe Nachfrage, dass teilweise sogar Headhunter angestellt werden müssen, um qualifizierte Gesellen Handwerksmeister zu finden.
Diese Lücke bietet fertig ausgebildeten Arbeitskräften wiederum die Möglichkeit auf bessere Verdienstmöglichkeiten, die durchaus mit denen eines Studienabsolventen mithalten können. Gutes Geld und verbesserte Karrierechancen sind der Ausbildung also nicht vorenthalten. Auch die Entscheidungsvielfalt, die ein abgeschlossenes Studium bietet, sind vielen Ausbildungen nicht fremd. Wer eine kaufmännische Ausbildung abschließt, hat eine ebenso breit gefächerte Auswahl an zukünftigen Berufen wie jemand mit einem Bachelor in Betriebswirtschaftslehre.
Die Prestige, die mit einem Studium verbunden ist, macht viele zögerlich, eine Ausbildung ernsthaft in Betracht zu ziehen. Letztendlich sind Fachberufe aber nicht nur genauso wichtig wie akademische, sondern bilden auch den Grundstein, auf dem wir als Gesellschaft aufbauen. Für die gewünschte Energiewende fehlen uns beispielsweise schon jetzt Elektriker. Wenn die Lücke an zukünftigen Azubis fortbesteht, werden die Dienstleistungen, die viele bisher als selbstverständlich gesehen haben, weiter darunter leiden.
Praxiserfahrungen und wenig trockene Theorie
Zukunftsentscheidungen sollten nicht von dem Druck diktiert werden, gewissen Erwartungen zu entsprechen, die wir uns im Grunde genommen selbst stellen. Hinzu kommt, dass nicht jede oder jeder für ein Studium gemacht ist. Viele Menschen lernen im Praktischen deutlich besser als in der Theorie und sollten sich nicht zu einem Studium zwingen müssen.
Wer bereits in der Schule Probleme damit hatte, sich während des Unterrichts zu konzentrieren, wird im Betrieb wahrscheinlich besser klarkommen als in einer Vorlesung. Manche Arbeitgeber ziehen es sogar vor, Arbeitskräfte einzustellen, die bereits praktische Erfahrungen mit ihrem gewählten Beruf sammeln konnten.
Die Entscheidung liegt bei dir
Es ist mit Sicherheit nicht verwerflich oder falsch ein Studium anfangen zu wollen. Es ist im Gegenteil etwas Gutes, sich mit all seinen Optionen vertraut zu machen, um diese für sich selbst abwägen zu können. Aber gerade deshalb ist es auch wichtig, Ausbildungen bei dieser Orientierung nicht außen vor zu lassen, nur weil es eben Ausbildungen sind.
Was wirklich die richtige Wahl ist, kannst letztendlich nur du selbst entscheiden. Sicher ist, dass auch eine Ausbildung dir eine abwechslungsreiche Zukunft, ansehnliches Gehalt und ein belohnendes Arbeitsverhältnis bieten kann.
von Johanna Neudecker